Mehrmals täglich heißt es: Corona-Testkit statt Kamm und Schere

2022-11-07 16:13:34 By : Ms. Jazzy Zhang

Mehrmals täglich schlüpft Friseur Martin Landstein in einen Einweg-Schutzanzug, um seinen Kunden einen Corona-Schnelltest anbieten zu können.

Es ist für Friseurmeister Martin Landstein mittlerweile schon geübte Praxis: Mehrmals am Tag schlüpft er in einen Einmal-Ganzkörperanzug, zieht Handschuhe über und ergänzt seinen FFP-2-Mundschutz durch ein Gesichtsvisier.

Über die Schuhe stülpt er Überzieher – und tauscht Schere, Kamm und Co. mit einem Corona-Testkit. Denn: Durch die geltende „Bundesnotbremse“ dürfen Friseure nur noch Kunden bedienen, die einen Corona-Test vorlegen können, der nicht älter als 24 Stunden ist.

„Um meinen Kunden einen zusätzlichen Weg zum Arzt oder ins Testzentrum zu ersparen, bieten wir die Schnelltests nun im Laden an“, sagt Martin Landstein, der vor einigen Wochen mit seiner „Haircrew Landstein“ von der Schwanallee in den Kaufpark Wehrda, direkt am Kreisel, umgezogen ist. Dazu haben er und sein Team sich schulen lassen.

Vor dem Friseursalon wartet bereits Timo Kirchhainer: Er hat einen Termin – und ist nach Absprache eine halbe Stunde eher gekommen, um sich vorab testen zu lassen. Kirchhainer klingelt, kurz darauf kommt Martin Landstein in seiner Corona-Testmontur nach draußen.

Routiniert führt er seinem Kunden das Wattestäbchen nacheinander in beide Nasenlöcher, nimmt den benötigten Abstrich. Erst danach darf Timo Kirchhainer in den Salon, wo im Eingangsbereich mittels Trennwänden ein Bereich separiert ist. Dort muss er nun eine Viertelstunde warten, bis das Testergebnis vorliegt.

Derweil gibt Landstein die genommene Probe in das Röhrchen mit der Testflüssigkeit, tropft danach die benötigte Menge auf die Testkassette – und wartet genauso geduldig wie sein Kunde. „Timo, du bist ganz schön negativ, kannst dich freuen“, witzelt Landstein.

Kirchhainer hat indes mit dem Ergebnis gerechnet, „ich teste mich auch regelmäßig auf der Arbeit“, sagt er. Er freut sich dennoch, dass er vor dem Friseurbesuch nicht zum Arzt oder ins Testzentrum musste. „Das ist schon ein toller Service und eine echte Zeitersparnis“, sagt er. Jetzt heißt es noch schnell am berührungslosen Wasserhahn die Hände waschen – und dann kann es mit dem Frisieren losgehen.

Heike Strack-Leonhäuser hat ihren Friseursalon in Wohra. Auch sie bietet mittlerweile Tests für Kunden in ihrem Salon an – anders als Martin Landstein verwendet sie Spucktests, „das ist für Kinder angenehmer“, sagt sie. Sie hat aber auch schon auf das Testen der Kundschaft gesetzt, als es noch keine Pflicht war. „Und zwar schon zwei Wochen bevor die Bundesnotbremse kam“, sagt sie im Gespräch mit der OP.

Bereits im März hatte Strack-Leonhäuser ein Hygienekonzept erarbeitet, das unter anderem zweimal wöchentlich Tests des gesamten Teams vorsah, außerdem hat sie seit vergangenem Sommer zwei Luftreiniger mit Hepa-13-Filter im Einsatz. „Beraten dazu hat mich der Aerosolforscher Dr. Gerhard Scheuch“, sagt sie.

Die Friseurmeisterin vermisst vonseiten des Friseurverbands oder auch der Politik strikte und vor allem stringente Vorgaben. Denn sie befürchtet, dass man sich „durch Lockerungen, wie etwa für Geimpfte, die Erfolge, die wir uns erarbeitet haben, wieder zunichtemacht“. Sie wundert sich auch, warum das Thema Impfen für Friseure nicht vorangetrieben werde, denn: „Im Friseursalon haben wir jeden Tag den Querschnitt unserer Gesellschaft: Da sitzen auch schon mal Kinder neben medizinischem Personal von der Corona-Station. Daher sollten wir bei strengen Hygiene-Regeln bleiben.

Denn wir haben jeden Tag die Verantwortung für viele Menschen, die zu uns in den Salon kommen.“ Sie hofft, dass sie auch in den kommenden Wochen von jedem Kunden den Nachweis eines Corona-Tests verlangen kann, „wir müssen noch einige Wochen aufpassen, damit wir nicht alles verspielen“, findet sie. „Schauen wir mal, wo die Reise hingeht – eins ist klar: Die Haare wachsen, und wir sind bereit“, so Heike Strack-Leonhäuser lachend.