Kendrick Lamar auf seiner Big-Steppers-Tour in Frankfurt

2022-11-07 16:00:05 By : Ms. Miu Ng

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Vom Predigen müde: Kendrick Lamar, hier zu sehen in Miami, weil er sich in Frankfurt nicht fotografieren ließ. Bild: Getty

Bei seinem Auftritt in der Frankfurter Festhalle ist Kendrick Lamar aufreizend distanziert. Doch die Show ist ausgefeilt bis ins Letzte. Das Publikum reißt den Rapper mit bis zum großen Finale.

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U m kurz nach fünf ist der Platz vor der Frankfurter Festhalle schon gefüllt. Das Durchschnittsalter der Wartenden, die an Halloween ungeschminkt die große Ge­meinschaft suchen, muss um die zwanzig Jahre liegen. Es wird langsam dunkel, in vier Stunden tritt Kendrick Lamar auf, der nach fünf Jahren ein neues Album herausgebracht hat: „Mr. Morale & the Big Steppers“, sein fünftes, ein mit Gedanken und musikalischen Experimenten fast übervolles, ausgebreitet in achtzehn Songs. Zuletzt war er 2018 in der Festhalle gewesen, da­mals noch als Kunstfigur „Kung Fu Kenny“ mit dem Erfolgsalbum „Damn“, darauf die milliardenfach gestreamten Krachersongs „Humble“ und „DNA“.

Inzwischen ist der Rapper Vater von zwei Kindern geworden, hat in der Pandemie Bilanz gezogen, seine Dämonen, wie er textet, durch Therapie bekämpft, und geht in den neuen Songs recht schonungslos mit sich selbst ins Gericht. Liebe, Verlust und Kummer hätten zwischenzeitlich seine Komfortzone zerstört, schrieb er in einer Nachricht an seine Fans. Dabei sind die Leitfragen in dem neuen Album eigentlich die alten geblieben: Was ist wirklich wichtig im Leben, wie schaffe ich eine bessere Welt? Wie liebe ich mich selbst – als Voraussetzung von allem anderen? Es sind ungeschützte, leicht zu belächelnde Fragen, zugleich sind es die zentralen des Black Empowerment, in denen sich zudem auch weiße Teenager spiegeln können. Hierin besteht die Erfolgsformel von Kendrick Lamar.

Im Inneren der Festhalle braucht es im November auch nach acht noch keine Heizung. Je näher man im Rang dem Parkett kommt, desto wärmer wird es. Ein paar Tausend junge Menschen stehen dort un­ten um einen Laufsteg mit drei Bühnen herum. Nach dem einpeitschenden Auftritt von Baby Keem, Lamars Cousin, herrscht eine halbe Stunde andächtige Stille. Eine junge Frau hinter uns beginnt zu schwärmen: „Das neue Album, ich hab das so gefühlt.“

Der Vorhang hat sich unterdessen um die größte der drei Bühnen geschlossen und der Quader, den er umschließt, hat fast die gleichen Proportionen wie die Kaaba in Mekka, auch die Menschenmasse passt dazu. Hinter dem Vorhang tut sich etwas, dann ertönt der Chor aus „United in Grief“, mit dem das neue Album anhebt, Jubel breitet sich aus. „I hope you find some peace of mind in this lifetime“, erklingt es ätherisch, worauf eine Frauenstimme, es ist die von Lamars Partnerin, trocken anfügt: „Tell them, tell ’em, tell them the truth“.

Mit roboterartigen Bewegungen betritt jetzt zunächst das Tanzensemble der Big Steppers den Laufsteg, dann erklingt ein Klavier aus der dunkelsten Ecke der weißen Kaaba, die sich später als Therapieraum herausstellen wird. Die zusammengesunkene Gestalt an den Tasten ist Kendrick Lamar, ganz in Schwarz gekleidet, in Gesellschaft einer Handpuppe, die ihm ähnelt. „I’ve been goin’ through somethin’ / One thousand eight hundred and 55 days“ sagt er, spricht von den Dämonen, die ihn befallen haben, und setzt hinzu: „I hope the psychologist listenin‘“. An Ehrlichkeit lässt er es gleich zu Beginn nicht mangeln.

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Kendrick Lamar auf seiner Big-Steppers-Tour in Frankfurt

Ich bin nicht euer Retter

Bei seinem Auftritt in der Frankfurter Festhalle ist Kendrick Lamar aufreizend distanziert. Doch die Show ist ausgefeilt bis ins Letzte. Das Publikum reißt den Rapper mit bis zum großen Finale.

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